Haiti: Krankenschwester vergibt ihren Entführern
Auf Französisch sagt Alix Dorsainvil: «Danke an alle, die für mich gebetet haben. Und danke an alle, die aufgestanden sind und für meine Freiheit demonstriert haben.» Dorsainvil und ihre Tochter waren am 27. Juli aus einer christlichen Schule in der Nähe von Port-au-Prince entführt und 13 Tage lang von einer Gruppe bewaffneter Männer festgehalten worden. Sie arbeitete für das christliche Hilfswerk El Roi Haiti und ist die Ehefrau des Leiters des Dienstes, Sandro Dorsainvil; mit entführt wurde ihre gemeinsame Tochter.
«Meine Worte waren ehrlich»
An ihre Entführer gerichtet sagte sie in dem Video: «An die Gangster, ich habe eine Botschaft für euch. Ich möchte, dass ihr wisst, dass alles, was ich während meiner Gefangenschaft gesagt habe, aufrichtig war. Es waren nicht die manipulativen Worte von jemandem, der verzweifelt versucht, zu entkommen, sondern einfach die Wahrheit.»
«Vor allem, als ich euch sagte, dass die Türen meiner Klinik für euch und alle anderen in Not immer offen sind», fuhr Dorsainvil fort. «Wenn ihr krank seid, wenn ihr verletzt seid – kein Problem. Ich verstehe, warum das für euch nicht in Frage kommt, aber wenn es nach mir ginge, würde ich euch ohne Vorurteile behandeln und mit offenen Armen empfangen.» Und sie schloss: «Ich möchte, dass ihr wisst, dass ich in meinem Herzen keinen Groll gegen euch hege!»
Haitianer protestierten: «Sie leistet gute Arbeit»
Nach Bekanntwerden der Entführung von Dorsainvil waren Hunderte Haitianer auf die Strasse gegangen und protestierten gegen die Entführung. Die Demonstranten, von denen die meisten aus der Gegend um den Campus von El Roi Haiti stammen, zu dem unter anderem eine medizinische Klinik und eine Schule gehören, zogen mit Pappschildern in kreolischer Sprache und roter Farbe durch die Strassen. «Sie leistet gute Arbeit in der Gemeinde, lasst sie frei», stand auf einem Schild.
Dorsainvil und ihre Tochter waren am 8. August freigelassen worden. Die Umstände der Freilassung sind noch unklar. El Roi Haiti bestätigte ihre sichere Rückkehr und erklärte in einer Stellungnahme: «Heute preisen wir Gott für die Erhörung unserer Gebete.»
Das US-Aussenministerium hatte am Tag der Entführung von Dorsainvil eine Reisewarnung für das Land herausgegeben und alle Personen, die sich nicht in einer Notlage befinden, aufgefordert, das Land zu verlassen.
Seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2021 wird Haiti zunehmend von Bandenkriegen heimgesucht. Die Ermordung hat die Kontrolle krimineller Kräfte über Haiti verschärft; regelmässig werden Unschuldige getötet, vergewaltigt oder um Lösegeld erpresst.
Zum Video von Alix Dorsainvil:
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Datum: 26.08.2023
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet / CBN News / El Roi Haiti