Menschen finden in Kirchen Schutz
Die Luftangriffe Israels richten sich zwar gegen die militante Hisbollah, doch die Projektkoordinatorin von «Kirche in Not» im Libanon, Marielle Boutros, sagte bei einem Besuch in Köln, die Folgen seien weitreichend und beträfen jeden, vor allem aber die Menschen im Süden des Landes – einem Teil, in dem viele Christen leben.
Zuflucht in Kirchengebäuden
Das katholische Hilfswerk Kirche in Not (Aid to the Church in Need, ACN) arbeitet mit lokalen kirchlichen Organisationen zusammen, um den Tausenden von Menschen zu helfen, die seit Beginn der Bombardierung am Montag vertrieben wurden. «Die Menschen leben jetzt in Kirchengebäuden und brauchen Lebensmittel, Hygieneartikel, Matratzen, Decken – und wenn es so weitergeht, brauchen wir auch Heizung für den Winter, obwohl wir natürlich hoffen, dass es nicht so lange dauern wird», sagte Boutros.
Unter den Menschen, die ihre Häuser verloren haben, sind auch Christen. Einige haben in Beirut und in den nördlichen Regionen Zuflucht gesucht. Auch in Beirut haben die Angriffe mehrere Ziele getroffen, wenngleich sie sich vorwiegend auf schiitische Gebiete beschränken, in denen die Hisbollah stark unterstützt wird. Boutros erläuterte die Auswirkungen: «Beirut ist keine grosse Stadt, wenn also ein Teil von Beirut ins Visier genommen wird, bekommt ganz Beirut das zu spüren, und den ganzen Tag über hören die Menschen das Geräusch von Militärflugzeugen oder Drohnen.»
Verstärkte Abwanderung von Christen befürchtet
Seit Jahrzehnten verzeichnen die Christen im Libanon eine konstante Auswanderung in westliche Länder, um ein sichereres und besseres Leben zu suchen. Marielle Boutros befürchtet, dass dieser neue Krieg zu einem weiteren Exodus führen könnte, wodurch die christliche Präsenz und der Einfluss in der Region weiter schwinden würde. «Ich bin 37 Jahre alt und habe mehr als fünf Kriege im Libanon erlebt. Es ist schwer, in einem Land zu leben, in dem man an einem Tag in Sicherheit ist, und sich am nächsten vor Raketen verbergen muss. Das ist nicht das Leben, das sich junge Menschen wünschen. Das Trauma, das die Bevölkerung jetzt erlebt, und das Trauma eines weiteren Krieges wird lange nachwirken», erklärt sie.
«Kleinkrieg» im Süden
Glücklicherweise, so Boutros, seien die aktuellen ACN-Projekte bislang nicht direkt betroffen, auch wenn sie jetzt dringlicher denn je seien. «Seit dem 7. Oktober herrscht im Süden eine Art Kleinkrieg. Unsere Projekte dort und im Bekaa-Tal konzentrieren sich vor allem auf die Verteilung von Lebensmitteln und Hygieneartikeln, und bisher wurde keines dieser Projekte durch die Angriffe gestoppt oder beeinträchtigt. Zwar sind die Schulen, die wir ebenfalls tatkräftig unterstützen, geschlossen, aber das ist nur vorübergehend, und sie stellen nun auf Online-Unterricht um.»
ACN betreut derzeit mehr als 300 Projekte im Libanon. Das katholische Hilfswerk ist seit vielen Jahren stark in das Land involviert, und diese Verbindung hat sich durch die jüngste Wirtschaftskrise sowie die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im August 2020, die grosse Teile der Stadt zerstörte, weiter verstärkt.
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Datum: 28.09.2024
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet / Kirche in Not / Christian Today