Geheime Bibelschule bildet Tausende Leiter aus
«Ich hätte nie gedacht, dass ich Pastor werden würde», berichtet Pastor Barnabas (Name geändert). Er lebt im kommunistischen Vietnam. Er wurde bereits als junger Mann Christ und half tatkräftig in der Gemeinde mit. Dann kamen immer mehr Menschen zum Glauben. «Nach und nach wuchsen die Gemeinden überall und ich musste mich um sie kümmern. Irgendwie wurde ich ‘aus Versehen’ Pastor. Als viele Menschen, um die ich mich kümmerte, Jesus annahmen, wurde ich Pastor.»
1988 begann eine Erweckung in Vietnam. Immer mehr Menschen kamen zum Glauben und viele von ihnen wurden Kleingruppenleiter ohne das nötige biblische Wissen und Schulung. «Ich beschloss, sie an vier Tagen im Monat einzuladen und ihnen die Bibel zu geben, damit sie sie studieren konnten. Und wenn sie dann wieder nach Hause gingen, konnten sie sie weiter studieren und sich gegenseitig schulen.»
Gebetserhörung
Pastor Barnabas begann die Schulungen mit 16 Studenten. «Wir führten die Schulung in einem geheimen Raum im Haus meiner Eltern durch.» Doch ihm fehlte das nötige Material und er begann, dafür zu beten. 1994 bekam er unerwartet Kontakt zu der Hilfsorganisation Open Doors. Das war der offizielle Beginn der Bibelschule, die im ersten Jahr 113 Studenten aufnahm. Und sie wuchs kontinuierlich weiter.
Mit Polizeiuniform in die Dörfer
«Die Kommunisten erlauben uns nicht, das Evangelium weiterzugeben. Deshalb ist die Schulung über das Wort Gottes ebenfalls illegal. Sie könnten uns jederzeit festnehmen, wenn sie merken, dass wir die Bibel lehren.» Mit der Zeit begann Pastor Barnabas, die Schulungen in der Heimat der Studenten durchzuführen. Doch nicht jedes Dorf liess Fremde zu sich rein. Also kaufte sich der Pastor kurzentschlossen auf dem Schwarzmarkt eine Polizeiuniform, die ihm den Zugang erleichterte.
«Ich zog sie an und fuhr auf dem Motorrad in das Dorf. Wir hatten dort in einem Haus einen Treffpunkt mit den Studenten ausgemacht. Aber als ich ankam, war niemand da. Ich dachte, vielleicht haben sie es vergessen oder ich habe den Tag verwechselt. Als ich schon wieder wegfahren wollte, tauchte einer nach dem anderen auf – und alle lachten. Sie hatten gedacht, die Polizei sei gekommen, und waren alle weggelaufen…»
Gottes Schutz auf der Strasse
Bei einer anderen Begebenheit transportierte er 300 Bibeln auf seinem Motorrad – etwa 300 Kilogramm schwer. Diesmal hielt ihn die Verkehrspolizei an. «Als sie mich anhielten, dachte ich nur: ‘Oh Gott, rette mich!’» Der Polizist fragte unwirsch, warum er eine so schwere Last transportiere. Pastor Barnabas erklärte, er sei Lehrer und müsse die Bücher für die Studenten transportieren. Der Polizist half ihm, die Kartons gut festzuschnüren und wünschte ihm eine gute Fahrt… «Gott sei Dank hat Gott mich beschützt! Hätten sie die Bibeln entdeckt, die illegal gedruckt worden waren, hätte das mindestens drei Jahre Gefängnis bedeutet!»
Die Arbeit geht weiter
Mehrere Tausend Studenten wurden seither in der geheimen Bibelschule ausgebildet. Doch die Arbeit geht weiter. «Die Kirche wächst weiter und die Verfolgung hört nicht auf. Deshalb müssen wir noch mehr Leiter für die Kirche der Zukunft schulen. Gott hat mich berufen, um ihm zu dienen. Solange Gott mich am Leben lässt, werde ich die Schulungen weiterführen.»
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Datum: 19.07.2024
Autor:
Open Doors UK / Rebekka Schmidt
Quelle:
Open Doors UK / Übersetzt und vertextet von Livenet