100 Jahre und kein bisschen leise
Die aktuell rund 47 Mitglieder zählende EMK lebt ein farbiges Spektrum an Angeboten. Nebst herkömmlichen Gottesdiensten bietet sie beispielsweise Geschlechter-spezifische Events an: Von Frauen für Frauen ist der Abendanlass «OASE», wo sich rund 35 Teilnehmerinnen treffen; oder «Bible and Wine», das die Männer in geistlich-philosophischer Gedankenarbeit stimuliert. Und im Format «Deeper» kann es nebst musikalischem Lobpreis durchaus auch mal Raum für einen Moment der Stille geben.
Technischer Name: Aber woher?
Der ehemalige Anglikaner John Wesley, aus Oxford stammend, legte an der Weihnachtskonferenz 1784 in Baltimore Regeln zu einem «erwecklichen» Glaubensleben fest. Beobachter empfanden die Vorschriften zur frommen Lebensführung als streng und sehr «methodistisch». Der Name blieb.
Die Kirche wuchs, sodass dem Weltrat methodistischer Kirchen 80 Kirchen beziehungsweise Konferenzen in 138 Ländern angehören, die insgesamt etwa 80 Millionen Mitglieder repräsentieren.
Laut dem OK-Mitglied der Jubiläumsfeier, Reto Wegmüller, gibt es schweizweit rund 12'500 EMK-Mitglieder. Die typische Offenheit des EMK-Verbandes zeigt sich beispielsweise im Amt für Laienprediger, das Mann und Frau für den Dienst in der Gemeinde zulässt.
Und dann kam Gerlafingen
Der Prediger John Fletcher wirkte im 19. Jahrhundert von Nyon aus, wobei in Gerlafingen auch der Schlosser Samuel Lüssi aktiv wurde. Die Leiterfigur, die im Stahlwerk Von Roll angestellt war, gründete 1900 die EMK Gerlafingen und stellte zugleich sein Haus für das Gemeindeleben zur Verfügung.
Der Kirchenbau konnte schlussendlich 1923 an der Schulhausstrasse eingeweiht werden. Bereits drei Jahre später umfasste die EMK-Gemeinde 100 Mitglieder. Damals war eine Blütezeit, während der in Grenchen, Solothurn, Pieterlen und vielen anderen Orten der Region lebendige Methodisten-Kirchen wirkten.
Gotteshaus putzt sich raus
Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte sollte das Gebäude um Schutz- und Mehrzweckraum im Untergeschoss und besonders für die Jugend weiterwachsen.
Durch die Weitergabe der Orgel und wurde eine modernere Gestaltung des Haupt-Raumes möglich. Und um die Stabilität zu gewährleisten, verzichtete die Gemeinde auf das Glockengeläut vom Turm aus. Ein neuer Fassaden-Anstrich lässt nun die Kirche für das diesjährige 100-Jahr-Jubiläum in frischer Farbe erstrahlen.
Innen und rundherum
Die Gemeinde will auch Kirche fürs Dorf sein. In der Jungschar «Altisberg» tummeln sich zurzeit 15 Kinder mit fünf Leitern in Gerlafingens Umgebung.
Mit nationaler Ausstrahlung liegt der zeitgemässe Bibelweg an der Emme zwischen Gerlafingen und Utzenstorf. Die EMK initiierte diese Tafelposten, wo biblische und historische Ereignisse und Geschichten erzählt werden (Livenet berichtete).
«Deeper»: Sich tiefer berühren lassen
Schlussendlich geht es den Gläubigen hier um die Beziehung mit Gott, so sprechen sie etwa die Leser auf ihrer Webseite an: «Hast du unser Schaufenster schon gesehen? Im Gottesdienst haben wir gehört, was das Spiel 'Wo ist Walter?' mit einem Bibelvers zu tun hat. Die Jahreslosung fürs 2023 lautet nämlich: ‘Du bist ein Gott, der mich sieht’. Wenn Gott auf das unglaubliche ‘Gewimmel’ auf unserer Erde schaut, dann sieht er DICH. Er interessiert sich für dich, du bist im wichtig.»
Das 100-Jahr-Jubiläum der EMK Gerlafingen wird am 24. September mit einem Familien-Festgottesdienst und geselligen Mittagessen gefeiert. Der Anlass ist aber bereits ausgebucht.
Zur Website:
EMK Gerlafingen
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Datum: 21.09.2023
Autor:
Roland Streit
Quelle:
Livenet