Mit Bibel-Studium die Banden-Kultur eindämmen
Vier Jahrzehnte Bürgerkrieg brachten den Menschen in Guatemala Armut und Zerrüttung. In den Städten herrschen Banden, welche die Kriminalitätsrate in die Höhe treiben.
Als Antwort darauf hat die Schulleitung der 460’000-Einwohner-Stadt Mixco das von der britischen Bibelgesellschaft ins Leben gerufene Programm «Open the Book» eingeführt. Dabei werden biblische Geschichten theatralisch dargestellt, die Schüler können mitsingen und tanzen und sie lernen die Bibel kennen.
«Endlich frei»
Zum Programm gehört beispielsweise «Endlich frei», basierend auf der Exodus-Geschichte, in der die Israeliten aus Ägypten ausziehen konnten. Einige der Schüler wurden in die Geschichte einbezogen, mit improvisierten Kostümen, darunter Kronen und Kopfschmuck, die aus Papier und Handtüchern hergestellt wurden.
Nach der Aufführung sagte der elfjährige Justin: «Mir gefiel, dass Gott mich befreit. Bibelgeschichten helfen mir, klüger zu werden und etwas über Gott zu lernen.»
Mit Bibel gegen Bandengewalt
Der Slum El Mezquital in Guatemala-Stadt liegt am Rand mehrerer Schluchten im Süden der Stadt. Die «El Mezquital Public School» war früher eine Justizvollzugsanstalt und die Verbrechen sind noch nicht beseitigt. Die älteren Kinder erinnern sich an eine Banden-Schiesserei, bei der eine Frau vor den Toren der Schule getötet wurde.
«Die Banden versuchen, kleine Jungen zu rekrutieren», bedauert Annalise Palma von der Bibelgesellschaft Guatemala. «Weil sie wissen, dass Kinder nicht ins Gefängnis müssen, ködern die Banden sie mit Handys.»
Auch an dieser Schule wurde «Open the Book» eingeführt. Die elfjährige Alison Estefinea Gutierrez sagt, sie habe drei Cousins und Cousinen durch Bandengewalt verloren. Der Unterricht durch die Bibelgesellschaft half ihr «zu vergeben und ich bin weniger aggressiv geworden».
«Ich wollte mich rächen»
Der Bibelunterricht wird auch in Jugend-Haftanstalten angeboten. Unter den Zuhörern war auch der 15-jährige Wilson, dessen älterer Bruder vor seinen Augen erschossen wurde. «Ich wollte mich rächen, also bin ich mit 14 Jahren einer Gang beigetreten.»
Eines Tages sass er mit einem Freund zusammen, der laut Wilson eine Waffe bei sich trug. Doch die Polizei verhaftete Wilson. Nach drei Monaten in Haft und der Teilnahme an «Open the Book» sagt er nun, dass sich seine Ansicht geändert habe: «Es steht mir nicht zu, mich zu rächen.»
Weiter gilt es laut Annalise Palma, den Kreislauf der Teenager-Schwangerschaften zu durchbrechen. «Die jungen Mädchen werden stigmatisiert, während die verantwortlichen Jungen damit durchkommen. Und das Gleiche passiert in der nächsten Generation wieder. Diesen Kreislauf müssen wir durchbrechen.»
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Datum: 12.03.2024
Autor:
Catherine Pepinster / Daniel Gerber
Quelle:
Religion News / Übersetzt und bearbeitet von Livenet