Die Farbe Lila und Gottes Liebe
«Die Farbe Lila» ist ein Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Alice Walker aus dem Jahr 1982. Er gehört zu den Klassikern der Weltliteratur und wurde 1983 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Es geht um die Lebensbedingungen afroamerikanischer Frauen in den Südstaaten der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei behandelt der Roman auch die Themen Inzest, patriarchale Gewalt und lesbische Liebe. Bekannt wurde die Geschichte vor allem durch die Verfilmung von Regisseur Steven Spielberg mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle. Der Streifen erhielt 1985 elf Oscarnominierungen. Nun verfilmte Regisseur Blitz Bazawule den Stoff in einer überwältigenden Version neu, und zwar noch besser, noch schöner, hochaktuell und mit einer starken christlichen Botschaft.
Die 14-jährige Celie schreibt Briefe an Gott, da sie sonst niemanden hat, dem sie ihr Leid klagen kann. Ihr Vater missbraucht sie regelmässig, durch die Vergewaltigungen wird Celie zweimal schwanger, doch der Vater gibt die Kinder nach der Geburt weg und lässt Celie im Unklaren über ihr Schicksal. Schliesslich verheiratet er Celie mit einem verwitweten Mann, den sie nur «Mr.» nennt. Auch der behandelt sie wie eine Sklavin, schlägt und vergewaltigt sie.
Stars von damals heute als Produzenten
«Gott hat mich vergessen», singt Celie voller Verzweiflung in dem Musical, das 2005 für die Bühne konzipiert wurde und viele Jahre erfolgreich am Broadway lief. Das schlechte Bild von Männern, das sie hat, überträgt sie auf Gott. Nun gibt es über 40 Jahre nach Erscheinen des Romans eine neue Adaption des Stoffs fürs Kino. Dabei ist es kein blosses Remake des Spielberg-Films und auch keine Adaption des Musicals, sondern eine eigene, äusserst sehenswerte Version. Dem Regisseur Blitz Bazawule, der 1982 in Ghana geboren wurde und 2001 in die USA auswanderte, ist ein wunderbarer Film voller guter Musik, überzeugender Schauspieler und einer ganz eigenständigen, machtvollen Botschaft von der Liebe Gottes gelungen.
Alte Bekannte von der 1985-Verfilmung treten erneut in Aktion: Steven Spielberg, damals Regisseur, tritt hier als Produzent auf, ebenso wie die heutige Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, die damals die Rolle der Sofia übernahm, und Quincy Jones, der damals die Oscar-nominierte Musik schrieb. Die neuen Lieder des Films wurden von namhaften Künstlern eingesungen, darunter Alicia Keys, Mary J. Blige, Usher, Jennifer Hudson, Ciara und Missy Elliott. Der Star-Jazz-Pianist Jon Batiste gibt hier sein Schauspiel-Debüt, die Hauptperson Celie Harris Johnson wird meisterhaft gespielt von der R&B-Sängerin und Grammy-Preisträgerin Fantasia Barrino. Nettie wird gespielt von der Künstlerin Ciara, die mit dem gläubigen NFL-Quarterback Russell Wilson verheiratet ist.
«Hell, no!»
Auf den ersten Blick ist der neue Film «Die Farbe Lila», der seit dem 8. Februar auch in deutschen Kinos läuft, ein perfektes Produkt des Zeitgeistes. Frauen sind von jeher als das vermeintlich «schwächere Geschlecht» oftmals der Unterdrückung durch Männer ausgeliefert. Zweitens sind es gerade die Schwarzen, die in der Geschichte oftmals unterdrückt und misshandelt wurden. Folglich steht eine schwarze Frau geradezu exemplarisch für das letzte Glied in einer Kette gewaltsamer Unterdrückung. Und so lautet der empörte und unüberhörbare Schlachtruf der schwarzen Frauen dieses Films gegen brutale Ehemänner und gegen Rassismus denn auch: «Hell, No!» Zur Hölle, nein! Es reicht.
Sogar das etwas komplizierte Verhältnis der afroamerikanischen Nachfahren von Sklaven aus Afrika, die auf geradezu mysteriöse Weise mit einer Freiheitssehnsucht zu tun hat, thematisiert der Film. «Out of Africa» heisst eine gängige These der Wissenschaft: Die Menschheit wurde in Afrika geboren. «Wir stammen von Königen ab», gibt Nettie im Film eine alte Sage wieder. Am Ende heisst die Devise sogar: «Wir sind das Zentrum des Universums!»
Erst auf den zweiten Blick und zum Ende hin immer stärker ist es ein Film mit einer beeindruckenden klaren Botschaft des Glaubens und der Befreiung, die darin liegt. Die selbstbewusste Sängerin Shug Avery nimmt die eingeschüchterte und geschlagene Celie unter ihre Fittiche und bereitet ihr den Weg in die Freiheit als selbstbewusste Frau. Durch Shug lernt Celie auch, dass körperliche Liebe nichts mit Gewalt zu tun hat und dass Gott nicht so ist wie die Männer, die sie schlecht behandeln. Zentral ist Shugs Botschaft, dass es geradezu ein Auftrag Gottes an uns Menschen ist, ihn und seine Macht durch die Schönheit seiner Schöpfung zu erkennen. Dazu gehört eben auch die Farbe Lila. «Gott liebt es, verehrt zu werden und Anteil zu nehmen an all den schönen Dingen in unserem Leben», sagt Shug zu Celie auf ihre Frage hin, warum es die Farbe Lila gibt. «Alles in unserer Welt will geliebt werden. Wir singen, tanzen und schreien, weil wir alle geliebt werden wollen.»
Amen!
Diese Liebe kann, so signalisiert es der Film, bunt sein, sie muss in jedem Fall auf freier Entscheidung basieren, den anderen wirklich ernsthaft zum Ziel haben anstatt die eigene Bedürfnisbefriedigung. Die Unterdrückung der Frau durch den Mann muss nicht nur in physischer Gewalt bestehen; sie kann auch bedeuten, die Frau herabzuwürdigen, ihr weiszumachen, sie sei weniger wert, hässlich, schwach und müsse sich deswegen unterordnen. Wenn Celie am Ende ihre Freiheit findet, heisst das auch, dass sie in Gottes Augen geliebt ist, genau so, wie sie ist, und dass sie genau so viel wert ist wie jeder andere Mensch (Mann) auf diesem Planeten. Eine Botschaft, die selten so kraftvoll und wunderschön in einem Film wiedergegeben wurde!
Am Ende bietet der Film viel mehr als ein Happy End, es fühlt sich wie ein Nachhausekommen an, in Gott finden alle Beteiligten das persönliche Ende einer langen, beschwerlichen Reise. Wie um den Baum des Lebens gesellen sich alle wie eine grosse Familie um das warme Licht der Erkenntnis, dass nur die Liebe am Ende regiert, und dass diese Liebe nur in Gott ihre Quelle hat. Das Filmende besteht aus einem grossen Fest zu Ostern und einem grossen: Amen!
Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.
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