Was möchte Gott wirklich?
In meinem Leben und meinem Berufsalltag begegnet mir sehr oft die Frage: Was möchte Gott eigentlich? Welche Gedanken hat er über bestimmte Beziehungen, Job-Entscheidungen, Finanzfragen, Kinderthemen, Umzugssituationen? Und ich selbst stelle mir diese Frage auch sehr oft. Gott, was möchtest du von mir? Was ist dir gerade wichtig? Möchtest du mich in eine bestimmte Richtung lenken? Ich habe dabei immer die Worte einer Freundin im Kopf: Wir dürfen uns Gott gegenüber gern dumm stellen und ihn fragen, was wir tun sollen. Nicht, weil wir manchmal nicht selbst wissen, was gerade das Richtige ist, sondern weil es unser Vertrauen zu Gott zeigt und ihn ehrt, wenn wir ihn fragen, wie wir entscheiden sollen.
Schwierige Entscheidung
Nun habe ich allerdings schon oft erlebt, dass wir diese Frage vielleicht stellen, aber nicht immer die Antwort bekommen, die wir möchten, manchmal sogar gar keine Antwort. Meinem Mann und mir ging es vor einigen Jahren so, als wir uns die Frage stellten, in welche Region uns Gott schickt, um eine Kirche zu gründen. Wir haben gebetet, gefastet, gemeinsam mit Freunden auf Gottes Stimme gehört, sind an verschiedene Orte gefahren in der Hoffnung, dass Gott vielleicht an einem der Orte zu uns spricht oder uns eine Region besonders ans Herz wächst.
Je länger dieser Prozess ging, desto mühsamer wurde er. Und unsere Emotionen schwankten zwischen Hoffnung (bestimmt sagt er bald etwas), Resignation (dann entscheiden wir einfach), Zweifel (redet Gott heute überhaupt noch so mit uns?) und Wut, dass scheinbar nichts voranging.Irgendwann haben sich verschiedene Puzzleteile zusammengefügt: Wir sind innerlich immer wieder bei unserem ersten Impuls gelandet, unsere Leiter haben uns dafür ein klares Go gegeben und wir sind auf viele offene Türen gestossen. So haben wir eine Entscheidung getroffen.
Was Glauben im Alltag bedeutet
Erst einige Jahre später ist mir dieser Vers aus Johannes Kapitel 6 in einer Predigt begegnet. «Gottes Wille wird dadurch erfüllt, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.» Zuerst erschien mir diese Aussage von Jesus eher banal. Klar glaube ich an Jesus. Schon seit 20 Jahren. Da erfülle ich doch Gottes Erwartungen, oder? Stück für Stück entfaltete sich mir hinter diesem Vers eine neue Dimension von Glauben. Glaube ich nur, dass Jesus am Kreuz für mich gestorben und dann wieder auferstanden ist? Dass es ihn gibt und er auch immer wieder für mich da ist? Oder glaube ich ihm und seinen Worten für jede Situation meines Lebens? Glaube ich ihm, dass er mich versorgt, wenn kurz vor Monatsende das Auto kaputtgeht und die Reparatur mehr kostet, als ich gerade habe? Vertraue ich ihm, dass er meine Kraft ist, wenn mir das Projekt bei der Arbeit unbezwingbar vorkommt? Vertraue ich ihm, dass ich durch ihn den letzten Streit vergeben kann, weil er schon alles dafür getan hat? Vertraue ich ihm, dass er mir Ideen für den Kindergeburtstag schenkt, der mich immer überfordert?
Ich fühlte mich an vielen Stellen ertappt und vom Heiligen Geist überführt. Wie wenig Glauben und Vertrauen sind doch in so vielen Alltagssituationen bei mir da. Und wenn ich an die Frage zurückdenke, wo Gott uns hinschickt, merke ich: Heute würde ich einer solchen Frage anders begegnen. Mit mehr Vertrauen und mehr Glauben, dass Gott gut ist und es gut mit mir meint. Dass er spricht und dass sein Timing das beste ist.
Zur Autorin:
Annegret Schumacher ist Pastorin im ICF Mannheim.
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