Unaufhaltsam von Gott geliebt
«Diese Frage mussten wir am häufigsten beantworten», lacht der Musiker Adi Epp im Gespräch mit Livenet. Doch die EP «Wohnzimmer» habe nichts mit dem Coronavirus und dem damit einhergehenden Lockdown zu tun. «Der Produzent Jonas Orth und ich haben immer überlegt, wie wir die Platte nennen sollten. Weil wir viele Konzerte in Wohnzimmern gespielt haben und das Studio im Wohnzimmer meiner Eltern eingerichtet war, entschieden wir uns für diesen Namen.»
Die Songs waren bereits im Sommer 2019 im Kasten; also weit vor Covid-19. Anschliessend folgten die Finanzierung und die Publikation des Projekts: «Zwei, drei Wochen vor dem Lockdown war dann alles fertig.» Und der EP-Titel «Wohnzimmer» hatte plötzlich eine zusätzliche Bedeutung…
«Graue Tage»
Die Songs sind in den letzten drei Jahren entstanden. Ganz besonders wertvoll auf der Platte ist das Lied «Graue Tage», sagt Adi Epp: «Ich wohne in Nordrhein-Westfallen, hier gibt es viel Regen und graue Tage.» Eine Zeile im Song lautet: «Worte schreiben Lieder, meine Lieder schreiben sich…» Epp erklärt: «So romantisch es auch klingt – es geht darum, dass wenn ein Tag grau ist und man nicht weiss, was man anfangen soll, man doch etwas tun und zurückgeben kann. Es ist ein Liebeslied, aber mehr noch ein Sehnsuchtslied nach meinem Schöpfer, nach meinem Gott, auch wenn es um mich herum nicht so gut aussieht.»
Der zweite Song auf der EP heisst «Wilhelmsturm», «diesen habe ich vor zweieinhalb Jahren geschrieben. Der Wilhelmsturm ist das Wahrzeichen von Dillenburg, einer Kleinstadt in Hessen. Wir haben da früher einmal Silvester gefeiert, man geht hoch und sieht das Feuerwerk auf Augenhöhe.»
Diese zehn Sekunden vor Mitternacht, in welchen eine ganze Nation runterzählt, «sind die längsten zehn Sekunden des ganzen Jahres. Es ist eine Mischung aus Loslassen und eine Sehnsucht zum neuen Jahr hin. Und es entlädt sich im wunderbaren Feuerwerk.» Gleich danach entstand dieser Song.
Der erste und der letzte Akkord
Seine Musik erzählt Geschichten, diese können wahr oder erfunden sein. «Ich erzähle gerne Geschichten, die Menschen können sie mit ihren Erlebnissen füllen.» Und er gibt viele Live-Konzerte, «ich komme von Bühne, nicht vom Studio».
Drei Momente stechen für Adi Epp an einem Konzertabend besonders hervor. «Oft trete ich an einem Ort auf, wo die Leute mich noch nicht kennen. Dieser allererste Moment, wo ich den ersten Akkord spiele … da bin ich extrem aufgeregt. Das entlädt sich dann aber in einer Sekunde, wenn das erste Lächeln aus dem Publikum kommt.» Ein prägender Augenblick folgt im Laufe des Konzerts mit dem Song «So perfekt», der einen Mitsingteil beinhaltet. «Wenn ich mich dann rausnehme und nur zuhöre, treibt mir das Tränen in die Augen. Es ist so schön, wenn Leute deine Lieder mittragen.» Und der dritte besondere Punkt ist «der letzte Akkord des letzten Liedes und wenn die Leute sagen, dass es ihnen gefallen hat. All diese Momente braucht ein Abend.»
«Genau meine Geschichte»
«Ich erinnere mich immer gern an ein Mädchen, das nach einem Konzert in Darmstadt auf mich zukam. Sie fragte mich, ob sie die Akkorde haben kann, ich sagte, dass es kein Problem ist. Dann sagte sie, dass ihr Bruder im Krankenhaus im Koma liegt. Sie wollte ihm das Lied ein paar Mal spielen, weil er den Song mag.»
Oft kommen die Leute und sagen: «'Das war genau meine Geschichte.' So etwas kann man nicht planen. Es ist das Wirken Gottes, dass er das in einer schwierigen Situation schenkt. Seit die Platte draussen ist, höre ich das immer wieder.»
Und auf die Frage, ob Apostelgeschichte heute mit Musik geschrieben wird, antwortet Epp: «Gott arbeitet durch die verschiedensten Kanäle mit Gutem. Ich wünsche, dass das auch durch die Musik, die ich mache, der Fall ist. Cool wäre, wenn jemand kommen würde und sagen: Die Apostelgeschichte erfüllt sich durch deine Musik.»
«Unaufhaltsam von Gott geliebt»
In zwei Monaten schliesst Adi Epp sein Theologiestudium ab. Wichtig ist ihm, «dass die jungen Menschen sehen, wie unaufhaltsam sie von Gott geliebt sind und dass ihr Leben ein Spiegel von Gottes Liebe sein kann. Es geht darum, das beste Leben zu führen, das Gott für einen vorbereitet hat.»
Wichtig sei, «dass sie Jesus kennenlernen, lieben lernen und in seiner Freiheit aufblühen können. Wenn meine Musik da reinspielt, dann freue ich mich.»
«Was sagt Jesus, was die Apostel?»
In den drei letzten Jahren beschäftigte sich Adi Epp am liebsten mit der Theologie des neuen Testaments. «Besonders mit der Ekklesia: Was sagt Jesus, was sagen die Apostel, wie eine Kirche Gott mit vollen Zügen verherrlicht? Ich habe das Konzept Kirche – vorsichtig gesagt – richtig lieben gelernt, jeder kann einen Platz darin finden, die Kirche ist die Braut Christi.»
Nach dem Studium wechselt Adi Epp zur «Kirche im Pott» in Bochum, «wo ich als 'Creativ-Chief' beginne; der Titel wird noch verfeinert. Es wird um Lobpreis und Moderation gehen. Zudem werde ich mit meinem Produzenten zusammenziehen und eine WG gründen, in den nächsten Wochen kommen dann noch einige Singles dazu … und vielleicht erscheint im kommenden Jahr auch eine Platte.»
Zum Thema:
«Fürchte dich nicht»: «Capo di Capi» über den «König der Könige»
#naECHsTEnLIEBE: Der Elefant im Plattenladen
Rapper «Flame»: «Es ist Zeit, alles für Jesus zu geben»
Datum: 10.07.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet